Am 19. September 2019 lud unser neuestes Mitglied, der Verein Sprungtuch e. V., zum Fachtag „Digitale Ethik“ anlässlich seines 30. Jubiläums ein. Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau konnte leider nicht persönlich teilnehmen. Unser Vereinsvorstand stellte in einer Video-Grußbotschaft die besondere Bedeutung ethischer Fragen in der Digitalstrategie der Hansestadt heraus: „Ohne die Klarheit des gemeinsamen Verständnisses über Werte und Umgang mit digitalen Medien können wir einen erfolgreichen Prozess nicht zu Ende bringen“, so Jan Lindenau wörtlich.

Viele Referent*innen aus unterschiedlichen Berufsgruppen sorgten für eine große thematische Vielfalt auf der Veranstaltung. In seinem Vortrag „Autonome Assistenz versus Assistierte Autonomie“ zeichnete Prof. Dr. Andreas Schrader vom Institut für Telematik der Universität zu Lübeck unterschiedlichste Zukunftsszenarien zwischen Utopie und Dystopie auf. Anhand sehr anschaulicher Beispiele nahm er das überwiegend sehr junge Publikum auf einen Exkurs von der künstlichen über die ambiente bis hin zur transhumanen Intelligenz mit. Sein Fazit: Der Mensch 2.0 wird nicht von Computern gesteuert, er ist der Computer.

Beate Achilles, zuständig für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit des Projekts LOVE-Storm, bot in ihrem Vortrag eine ganz andere Perspektive. Gemeinsam mit ihrem Team setzt sie sich dafür ein, dem Hass im Internet zu begegnen. LOVE-Storm steht Betroffenen bei und stärkt ihnen mit positiven Postings den Rücken. So genannten „Hatern“ werden klare Grenzen aufgezeigt.

Dr. Jens Meier, Geschäftsführer der Stadtwerke Lübeck und der Geschäftsstelle des EnergieCluster Digitales Lübeck e. V., führte in seinem Vortrag „meine Daten meine Stadt“ die Dimensionen digitaler Ethik zusammen und stellte die aktuellen Projekte im Bereich digitaler Infrastruktur in Lübeck vor: „Unser Handeln erfordert stets die Abwägung zwischen Datenautonomie und Kundennutzen. Die Entscheidung, welche persönlichen Daten frei zur Verfügung stehen, kann nur jede Person selbst treffen“, sagte Meier. 

Der Datenschutzbeauftragte des Sprungtuch e. V., Thomas Cedzich, schloss die Vortragsreihe praxisorientiert mit dem Thema „Datenschutz im 21. Jahrhundert“. „Öl“, so Cedzich, „war der Rohstoff des 20. Jahrhunderts – jetzt sind es Daten“.

Das gemeinsame Fazit aller Referent*innen in der abschließenden, von Thomas Waldner (twkom) und Filiz Günsür (Sprungtuch e. V.) moderierten Podiumsdiskussion war kraftvoll und eindeutig: Die Digitalisierung wird in jedem Fall kommen. Wir haben jetzt die Möglichkeit, sie gemeinsam zu gestalten und wir werden etwas richtig Gutes daraus machen.